Hohlwege im Podemuser Land
aus den Mitteilungen 2/99 des Sächsischen 
Heimatschutz e.V. von Manfred Ranft

Hohlwege sind im sächsischen Lößhügelland 
und im unteren Bergland als naturbedingtes 
Landschaftselement anzusehen. Der Untergrund
 der Gemarkung Podemus ist dem Wilsdruff-Nossener Schiefergebirge zuzurechnen. Es stehen verschiedene schieferartige Gesteine, zB. Tonschieferähnlicher Phyllit, Glimmriger Phyllit, Kieselschiefer und auch Gneise an. 
Auf diesen Gesteinen lagert eine Lößlehmdecke, die bis
zu 2,5m mächtig ist und einen vorzüglichen Ackerboden
abgibt. Diesen Gegebenheiten musste sich das Wegenetz anpassen. Die Wagen der Bauern bewegten sich in der Lößschicht und hinterließen Ihre Spuren. Auf den Feld-
wegen, die bis zu Beginn unseres Jahrhunderts kaum 
befestigt waren, bildeten sich Rinnen, so breit wie die 
Spurweite der Wagen(sächsischen Spurweite 1,20m).
In diesen Rinnen rollten die Wagenräder und liefen die
Zugtiere, meist Pferde, seltener Ochsen oder Kühe. 
In der Mitte blieb eine Erhöhung stehen, die mit Gras
bewachsen war.

 


Durch die Schwere des Wagens lösten die Räder Bodenteilchen. Das gleiche geschah durch den Hufschlag der Zugtiere. Die losen Bodenteilchen wurden durch den Regen weggespült und durch den Wind wegggeblasen. Die Erhebung in der Mitte des Weges musste von Zeit zu Zeit weggehackt werden, um eine gefahrlose Benutzung zu gewährleisten. So sanken die Wege immer tiefer in das Erdreich ein (bis zu 2,50m) und wurden zu Hohlwegen. Das geschah so lange, bis der Weg auf festen Gesteinsgrund stieß. 

 

Besonders an Steigungen des Geländes an denen die Pferde schwer zu ziehen und sich mit Ihren Hufen einstemmen mussten, verschwanden die Wege in der Lößlehmschicht. Die Neigung durfte nur so groß sein, daß zwei Pferde ausreichten einen voll beladenen Wagen den Berg hinauf zuziehen. Die Hohlen auf Feldwegen waren gerade so breit, dass ein mit zwei Pferden bespannter Wagen gerade Platz hatten (2m). Der Kutscher konnte oft nur schwer oder gar nicht neben dem Wagen herlaufen. Deswegen gab es in Hohlwegen oft  Unfälle, viele tödliche, bei denen der Kutscher vom Wagen überrollt wurde.
Die meisten Hohlwege sind in Feldfluren zu finden, einige im Dorf und wenige im Wald. Die Böschungen waren meist mit Gras bewachsen und wenige mit Gebüsch.


 

Im Winter werden die Hohlwege meist vom Schnee zugeweh und sind deshalb nicht befahrbar oder sie müssen ausgeschaufelt werden. Bereits in den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts mussten Hohlwege wegen des stärker werdenden Autoverkehrs verbreitert werden.  Durch zunehmende Kollektivierung der Landwirtschaft nach 1970 und die damit verbundene Einführung der Großraumwirtschaft verschwanden in der Feldflur viele Raine und Feldwege. Die Hohlwege konnte durch die immer größer werdenden Landmaschinen nicht mehr genutzt werden.

Hohlwege sind auch heute noch wertvolle Biotope in der Kulturlandschaft. Sie sind durch Jahrhunderte währende Ackerbauliche Tätigkeit des Menschen und die besonderen Witterungsbedingungen dort entstanden und führen uns sowohl die geschichtliche Entwicklung als auch die Veränderungen in der Natur , die auf veränderungen in der Nutzung zurückzuführen sind, vor Augen. Deswegen zählen sie zu den Biotopen, die besonderen Schutz genießen.

Ranft 1938 u.1972